Noblesse oblige (2)

Es war rührend.

Man glaubt gar nicht, wie anhänglich und empfänglich die gut vernetzte „Pizzi“-Leserschaft ist. Nachdem wir am Samstag eine hochsommerliche Anleitung zum Gebrauch von Visitkarten gaben, glühten die Telefonleitungen und schwirrten die E-Mails: Was, so heischte man nach weiterer Atzung, was denn der Herr mit Stil noch alles beachten möge, um als solcher zu gelten? Man glaubt es nicht! Das im Hochsommer und in einer Gesellschaft, die Turnpatschen und kurze Hosen, T-Shirts im Büro und Goldketten über behaarter Männerbrust längst akzeptiert hat.

Nun, es sei. Eine nächste Benimmregel. Möge es ihr vergönnt sein, ebensolch freudiges Echo hervorzurufen. Da ist einmal Ihre Jacke. So Sie eine solche daheim verwenden, darf sie durchaus Löcher haben. Genieren Sie sich nicht! Freilich sollten diese von der Jagd stammen und nicht von einer Zigarette!

Und dann noch ein wichtiges Detail. Ein wahrer Herr besitzt kein Portemonnaie, zumindest zeigt er es nicht öffentlich. Ein paar Münzen klimpern in der Hosentasche, die Scheine sind mit silberner Klammer zusammengefasst. Ist natürlich reichlich antiquiert in Zeiten der Kreditkarte, aber ein Herr muss sich eben quälen. So, das wär's. An der löchrigen Jacke sollte es nicht scheitern. Geldbörsel hab' ich auch keines. Ich lass mich lieber einladen. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2014)

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