Basisdemokratie geht nicht

Neulich, ein Gasthaus in NÖ. Etwa 100 Pächter einer Siedlung an einem Badesee, der wegen fragwürdiger Zuflüsse zusehends zum Algenloch wird, beraten über die Lage.

Die meisten sind Wiener. Und da in unsichtbaren Strömungen Animositäten treiben wie Seeminen sowie ob anderer persönlicher Unzulänglichkeiten, geht die Übung in demokratischer Beratung natürlich schief: Lokales Schwätzen verschmilzt zu Dauergemurmel. Nach 15 Minuten wird durcheinandergeschrien. Da wird genickt oder der Kopf geschüttelt, dass Halswirbel krachen und Hirne schwappen (tut der Ratio nicht gut). Köpfe wie Heizstrahler. Rufe von „Heast!“, „Querulant!“ und andere langgezogene nasale Unmutsausbrüche à la Mundl. Probleme der einen sind den andren (Mehrheit!) wurscht. Fast alle Abstimmungen scheitern, da der Vorsitzende (ihm selbst unangenehme) Anträge zerredet, bis sich keiner mehr auskennt und jeder genug hat. Man spürt die Angst vieler Anwesender, offen Position zu beziehen. Später wird dafür gepackelt und ausgerichtet. Und ein Gemeinderat lässt laut erkennen, was er von den fremden Pächtern denn so hält.

Wäre da nicht in einem Satz die Rede von „Herrn Schwachula und Familie Prack“ gewesen, man hätt nix zu lachen gehabt. Das Sommerfest am See dürft heuer jedenfalls ausfallen. Wieder einmal gelernt, dass Basisdemokratie nicht funktionieren kann. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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