Der Postler hat die U6 gefressen

Die Österreichische Post liefert nicht nur Briefe. Wenn sie die nämlich nicht liefert, liefert sie auch gleich eine gute Ausrede.

„Der Postler hat den Brief nicht zugestellt“ könnte das neue „der Hund hat die Hausaufgabe gefressen“ werden, mit dem man das eigene Versäumen kaschieren kann. Jüngster Anlass: Ein Wiener Briefträger hat 1038 Briefsendungen in Altpapiercontainern entsorgt, darunter auch Sendungen mit amtlichen Bescheiden. Er habe sich überfordert gefühlt, ließ der Briefträger wissen. Doch hat die Post längst nicht mehr das Monopol als Ausredenlieferant inne, auch die Wiener Linien stiegen am Dienstagmorgen erneut in den Kampf ein: Eineinhalb Stunden lang ließen sie die U6 zwischen Westbahnhof und Tscherttegasse nicht fahren. Es habe ein Stellwerkproblem gegeben, ließen die Wiener Linien wissen. Mehrere tausend Passagiere konnten so verspätet in die Arbeit kommen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Und dann wäre da auch noch der Mobilfunker „3“ – der ließ am Dienstagvormittag 300.000 Kunden ohne Netz dastehen. Eine zentrale Netzwerkkomponente sei gestört gewesen, ließ das Unternehmen wissen. Wie oft der Ausfall als Ausrede herhalten musste, wurde bis jetzt noch nicht erhoben.

Und nicht zuletzt sollte am Ende des „Pizzicato“ auch eine Pointe stehen. Aber die hat wohl der Postler in der U6 gefressen.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2014)

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