Panzerschlacht gegen Pizzabäcker

Heute aus gegebenem Anlass ein Pizzacato: Es geht hier nämlich um die Räumung der „Pizzeria Anarchia“ in Wien-Leopoldstadt samt der dazugehörigen Wohnräume der gastronomisch veranlagten Punker und -innen – eine Fingerübung für die Exekutive, müsste man meinen. Doch in der Landespolizeidirektion Wien sah man das offenbar etwas anders, und so rückten die Beamten zu Hunderten aus, um den Hausbesetzern das Handwerk zu legen. Am Vormittag glich das Grätzel zwischen Heinestraße und Nordbahnstraße einem Truppenübungsplatz – lediglich auf Boden-Luft-Raketen hatten die Oberbefehlshaber verzichtet, ansonsten wurde zum Gaudium der herbeigeeilten Anrainer die gesamte polizeiliche Hardware in die Panzerschlacht gegen die Pizzabäcker geworfen.

Doch während sich die Beamten gegenseitig auf die Füße traten, blieben die listigen Anarchisten im Hausinneren. Ein Überraschungscoup. Dessen nicht genug – sie sperrten auch noch die Türen ab! Mit dieser Taktik hatte die Exekutive offenbar nicht gerechnet angesichts der Tatsache, dass das Haus nach sechs Stunden Einsatz immer noch nicht geräumt war. Wie heißt es doch so schön bei den Punk-Ahnvätern Sex Pistols? „I don't know what I want, but I know how to get it.“ Der Wiener Polizei geht es genau umgekehrt. No future sozusagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2014)

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