Franz Jonas und der B'suff

Die Gratiszeitung „Österreich“ erfreute seine Gratisleser mit einem kleinen Foto, das einen treuherzigen Basset zeigte.

Die Gratiszeitung „Österreich“ erfreute seine Gratisleser mit einem kleinen Foto, das einen treuherzigen Basset zeigte. Der Bildtext erstaunte: „Demonstrant Josef S.“ So was kann passieren. Deswegen schmeißt man nicht die ganze Auflage in den Papiercontainer. Beim „Kurier“ war das leider einmal nötig. Es war Mitte der Sechzigerjahre.

Und das kam so: Bundespräsident Franz Jonas schritt in Klagenfurt eine Ehrenkompanie ab, es gesellte sich ein betrunkener, aber harmloser Zaungast hinzu, der ständig salutierte. Der „Kurier“-Fotograf rief in der Redaktion an, schilderte die Situation und teilte mit, er schicke demnächst die skurrile Szene per Funk nach Wien. Chefredakteur Hugo Portisch machte Platz auf der Seite 1 für das g'spaßige Bild, das aber noch keiner gesehen hatte. Inzwischen fertigte schon ein Redakteur den Bildtext an, jetzt musste nur noch das Funkbild platziert werden. Das wurde inzwischen im Fotolabor der Zeitung bearbeitet. Der nichtsahnende Laborant hatte darauf zwar den Bundespräsidenten erkannt, daneben aber einen Unbekannten, der keinen Menschen interessierte. Also schnitt er den weg und schickte das Bild weiter in die Chemigrafie. Und so erschien die Zeitung mit Franz Jonas auf Seite 1 und dem Bildtext: „Ein Irrer schreitet die Parade ab.“ (hws)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)

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