Ein Hard-Rock-Schmäh für Wien

Das weltoffene Wien hat wieder eine weltweite Unsitte aufgenommen: eine Filiale des „Hard Rock Cafe“.

Das sind die überkandidelten, mit Musik-Devotionalien gespickten Lokale, wo Partymachen so lässig ist wie Biertrinken aus Plastikbechern in einem McDonald's, den Kunststudenten umgebaut haben. In dem Wiener Schuppen ist etwa ein Mantel von Mick Jagger zu sehen, ein Kleid von Katy Perry, ein Latexrock von Lady Gaga – und eine Lederhose von Andreas Gabalier! Nun, was Popquietscheente Katy Perry oder die Gschisti-gschasti-Gaga in einem Lokal, dessen Name für einen heftigen Musikstil à la Led Zeppelin, AC/DC oder Motörhead steht, verloren hat, ist unverständlich, und wenn Gabalier (Hard)Rocker ist, spielt Helene Fischer Death Metal. Abgesehen von der Lederhose wär ich aber für eine kräftige Austro-Quote dort! Devotionalien von Austro-Größen gäb's genug: Etwa einen Mokassin von Waterloo; eine angebissene Wurstsemmel von Steffi Werger; den Kugelgrill von Wolfgang Ambros; eine weiße Spur von Rainhard Fendrich; eine nicht ausgetrunkene Flasche Bier von Ulli Bäer (besondere Rarität!).
In einem Nebensaal hätt ein Bühnengewand von Jazz Gitti Platz, und damit auch Verstorbene nicht zu kurz kommen, an Tschick – in memoriam an jenen von Georg Danzer. Das wär große Kunst! – dem Hard Rock Cafe Wien aber wohl zu provinziell. (WG)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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