Ein schöner Tag – für Werner F.

Wie schnell kann's gehen, dachte sich Werner F. gestern Vormittag.

Am Morgen noch zwinkerte er ins graue Nichts vor seinem Liesinger Einfamilienhäuschen und las irgendwas von einem Aufstand seiner Parteifrauen. Warum, wusste er nicht so recht. Er merkte nur, dass ihm Gattin Martina den Kaffee hinknallte und das Haus verließ. Dieses Gezeter in den kleinen Landesparteien! Je unwichtiger, desto lauter kläffen sie, seufzte Werner F. Und schickte sich an, ins Büro zu fahren. „Ham S' scho' g'hört, Chef? Der Spindi haut alles hin. Grad war's im Radio.“ Werner F. schlug seine Lieblingslektüre zusammen und fingerte nach dem Red Bull. Sollte es wirklich wahr sein, was der Chauffeur da plapperte?

Im Amt wartete schon sein Kanzleramtsminister mit dem obligaten Milchkaffee. Er hatte sich in den letzten Tagen mit diesen Frauenbagatellen herumgeschlagen, als ob er schon selbst Parteichef wäre. Das waren die beiden schon seit den Jugendtagen in der Mietervereinigung so gewöhnt: Der eine denkt, verhandelt und handelt. Der andere tut so, als ginge ihn das alles gar nix an. Na und? War man damit nicht sehr gut gefahren? Und jetzt – in einer veritablen roten Parteikrise – dieses letzte Geschenk von Freund Spindelegger! „Den Dummen gibt's wirklich der Herr im Schlaf“, murmelte ein Amtsdiener. Und suchte schnell das Weite. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2014)

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