Vom homogenen Ösistan

Ein lustiger Gastkommentar war jüngst auf diesen Seiten. Darin geißelte Dr. Peter W., Ex-Journalist und Kunstexperte, den heimischen Föderalismus als „Irrwitz“.

Nun, dass da im Vergleich zum Föderalismus etwa der Schweiz etwas dran ist, weiß man selbst am Institut für Föderalismus in Innsbruck. Dort weiß man allerdings auch, was Dr. W. offenbar nicht weiß, wie dieser Satz von ihm zeigt: „Der ethnisch sowie sprachlich homogene Kleinstaat Österreich leistet sich acht Bundesländer, regiert von acht Landeshauptleuten.“

Seltsam: Dass es neun Bundesländer sind, ist an sich lange bekannt. Oder hat sich kürzlich eines verdrückt, etwa nach Slowenien? Das urbane Wien ist seit 1920 laut Bundesverfassung auch Land und effektiv seit 1922 von Niederösterreich getrennt; die zwei hatten nicht so toll miteinander gekonnt, wissen Sie. Und ja: Wenn Österreich so homogen ist, frag ich mich, wieso Burgenländer oder Wiener im Lungau oder Mühlviertel so rasch auf „Nix versteh'n“ schalten, ob Osttirolerisch echt ähnlich klingt wie Oststeirisch – und ob's wirklich gut ankommt, wenn man zu Wienern sagt, sie seien eh das Gleiche wie Salzburger oder Villacher, und vice versa. Und wer zudem auch mal das Haus verlässt, merkt, dass insgesamt zwischen der U6 und dem Dornbirner Bahnhofsvorplatz ein schönes, vielstämmiges Multikultibabylon wabert. Homogen ist bei uns höchstens der Billa. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2014)

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