Die leeren Lehrer

Ach, wie haben die sich gefreut: Von etwa 1950 Kandidaten, die jüngst an der Uni Wien den Aufnahmetest für ein Lehramtsstudium machten, bestanden 99 Prozent!

Ach, wie haben die sich gefreut: Von etwa 1950 Kandidaten, die jüngst an der Uni Wien den Aufnahmetest für ein Lehramtsstudium machten, bestanden 99 Prozent! An anderen Unis war es meist ähnlich. Man fragt sich, ob die jungen Leut' echt so g'scheit waren. Um zu bestehen, waren allerdings bloß 30 Prozent der Punkte nötig.

30 Prozent! Sie lesen richtig. Man kann also zu 70% danebenhauen und packt's trotzdem? Bei welcher anderen Prüfung im Leben gibt es so ein Kellerniveau? Vom Hausverstand her müsste man mindestens die Hälfte eines Maximums erbringen, um sich durchzuschwindeln, realiter sogar viel mehr, 70%, sag ich mal. Oder war der Test vielleicht so brutal schwer? Nun, hier eine Beispielfrage aus Graz: „Ich bin ein begeisterungsfähiger Mensch. Trifft nicht zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu / trifft zu“ (ankreuzen). Ähem: Soll diese Suggestivfrage ernst gemeint sein? Kann man sie falsch beantworten? Wetten, bei den übrigen Fragen kam auch nichts „Schweres“ vor, wie die Hauptstadt der Schweiz oder der Name unseres Kanzlers. Also, so ein 30er-Dodel-Limit ist symptomatisch für Ösistan: Hier geht es nur darum, wie man etwas eben noch packt, nicht, wie man es besonders gut packt. Hauptsache gerade noch einen Vierer, wen interessiert ein Zweier oder gar Einser? Also viel Spaß noch mit künftigen Lehrkörpergenerationen. Es wird dann heißen: Leer, leerer, Lehrer. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2014)

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