Der Anrufbeantworter

Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit Coca-Cola telefonieren – etwa weil Ihnen der Automat trotz eingeworfener Münzen wieder einmal das Getränk verwehrt hat – und niemand hebt ab.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit Coca-Cola telefonieren – etwa weil Ihnen der Automat trotz eingeworfener Münzen wieder einmal das Getränk verwehrt hat – und niemand hebt ab. Bisher wurde diese Enttäuschung abgefedert durch die sanfte Stimme auf dem Anrufbeantworter in Atlanta, der dem Anrufenden das Gefühl gab, dass sein Anliegen gut aufgehoben sei und bei nächster Gelegenheit behandelt würde.

Doch damit ist es nun vorbei. Zum Jahreswechsel hat Coca-Cola seine Anrufbeantworter, diese technologischen Wunderdinger der späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts, diese erste Evolutionsstufe, die das Festnetztelefon auf dem Weg zum Smartphone nahm, abgedreht. Und diese Woche wurde dann bekannt, dass Coca-Cola 1800 Jobs streicht.

Der Zusammenhang ist offensichtlich: Ist erst einmal der Anrufbeantworter abgedreht, geht es mit der Firma rasch bergab.

Unlängst wurden aus der SPÖ-Zentrale stapelweise gelbe Telefonbücher rausgetragen. Die – ohnehin schon desillusionierten – Genossen ließen es ungerührt geschehen. Nur ein Häuflein von Attac-Aktivisten demonstrierte vor der Löwelstraße gegen Globalisierung und Privatisierung. Da wird wohl auch der Herr Kern aus dem Dampflok-Betrieb nicht mehr viel ausrichten können. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2015)

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