Empört euch!*)

Bis vor Kurzem, als die Menschen noch nicht Charlie waren, waren Menschen über Karikaturen, die den Propheten – wir nennen jetzt aus Sicherheitsgründen keinen Namen – zeigten, empört.

Bis vor Kurzem, als die Menschen noch nicht Charlie waren, waren Menschen über Karikaturen, die den Propheten – wir nennen jetzt aus Sicherheitsgründen keinen Namen – zeigten, empört. Mittlerweile ist die Empörungskarawane vor das Wiener Café Prückel gezogen. Da ein Kellner dort einem lesbischen Paar das Küssen verweigert hat. Überhaupt ein guter Empörungsort, dieser Doktor-Karl-Lueger-Platz: Schräg vis-à-vis, vor dem Plachutta nämlich, sorgte unlängst die „Erdbeeren mit Staubzucker“-Affäre für einen Empörungsflashmob. Und ja, Karl Lueger ist natürlich auch selbst ein gutes Empörungsobjekt: Einen Straßennamen hat ihn das schon gekostet.

Was wäre die Welt ohne Empörung? Wir wüssten nicht, dass Werner Faymann am Sonntag in Wien war. Wir wüssten nicht, was ein paar Dresdener am Montagabend in ihrer Freizeit so treiben. Und ein unbedeutender Ball wäre nur ein unbedeutender Ball.

Schade nur, dass die Wutbürger, die sich so schön über alles und jedes empören konnten, in jüngster Zeit ein wenig an Schwung verloren haben. Möglicherweise haben sie aber einfach in den Social Media ein neues Betätigungsfeld gefunden. (oli)
*)Kann Spuren von Ironie enthalten (Hinweis gemäß EU-Richtlinien).

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2015)

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