Ups (2)

Kaum hat die Bildungsministerin die jüngsten Erfolge halb verdaut, kündigt sich schon ein neuer Triumph an.

„Ups!“, rief die Ministerin erfreut angesichts hübscher junger Burschis in Jeans und T-Shirts, die ihren Barockschreibtisch lasziv umlagerten. Ganz nervös wurde sie auf die alten Tage. Es waren IT-Burlis, wie man gleich sah. Und sie prüften 8000 Vorwissenschaftliche Maturaarbeiten auf allfälliges Abschreiben. Also, der Computer prüfte natürlich. Das installierte Programm halt. Die Software.

„Und“, fieberte die Exzellenz, „was gefunden?“ Ganz kurzatmig war sie. „Jaaa“, ertönte es im Chor. Aus einem Hietzinger Gymnasium legten die Feschaks ein Protokoll vor. Es strotzte nur so von Plagiaten. Hatte ein Prüfling doch tatsächlich ganz dreist die Wendung „In den letzten Jahren“ verwendet! Eindeutig aus einer früheren Arbeit kopiert, daran bestand ja überhaupt kein Zweifel. Exzellenz verfiel in Schnappatmung. „Es kommt aber noch besser“, grinste der IT-Oberboss. Tatsächlich: Auch das Wort „ich“ wertete der Blechtrottel als Plagiat. Nicht ein Mal, nein, mehrmals.

Also, von angehenden Maturanten darf man schon erwarten, dass sie nicht derart plump vorgehen, wenn sie schon abschreiben. „Ich“! Da war ja noch der Bayer, dieser Dingsbums da, der Freiherr von und zu Guttenzwerg, nahezu erfinderisch.

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2015)

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