Auch im grünen Hauptquartier wird eifrig Wahlkampf geplant.
Die BundesgrünIn Eva G. war frühmorgens joggen und hatte dann für die Wiener ObergrünIn Maria V. Bärlauch gepflückt. Im Hörndlwald, hart an der Lainzer Tiergartenmauer. Ein naturbelassenes Idyll, seitdem der Schwarzbau namens „Afritsch-Heim“ endlich geschleift worden war. Die Vöglein zwitscherten sich die Seele aus dem Leib, die Hunde kläfften vergnügt, die Palmkätzchen reckten sich gen Himmel. Doch Eva G. stieß auf seltsame Plakate.
„Du, da oben in Hietzing bahnt sich ein Umweltskandal an, liebe Maria“, hub sie an. Noch ganz außer Atem war sie. Und so erfuhr Wiens Vizebürgermeisterin so nach und nach, was sie bis dato erfolgreich verdrängt hatte. „Neokapitalisten wollen den Wald verbauen, der doch allen gehört“, japste Eva G. und schüttelte ihre Lockenpracht wie einst das Trotzköpfchen. Die Frau Vizebürgermeisterin war ebenso entsetzt: „Wir müssen handeln. Wie damals in Hainburg!“ Die grüne FreundIn war mit ihr eines Sinnes. „Wir ketten uns an die Bäume, Maria“, hauchte sie. „Das wird unser Wahlargument für die HietzingerInnen“, sekundierte Maria V. „Und wenn wir aus der Regierungskoalition fliegen – unsere Grundsätze opfern wir nicht“, sangen die beiden im Duett.
Danach erwachte ich. (hws)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2015)