Ein überkandidelter Anglizismus

Das Pizzicato ist, was Anglizismen in der schönen deutschen Sprache betrifft, an sich kein germanistischer Radikalinski.

Gut, wenn Sonnenbrillen g'spritzt Shades heißen oder der Hausmeister Facility-Manager, schüttelt es den Kopf und denkt sich seinen Teil, ebenso über das zu lang in angelsächsischem Fett frittierte BWL- und Unternehmensberaterkauderwelsch à la „Was sagt Financial zu dem Draft?“. Aber sonst, jo mei, Sprachen beeinflussen einander halt, da hilft nix. Jüngst aber brannte die Toleranzsicherung durch: War da ein Firmenauto, dessen Aufschrift im Kern hieß: Betreuung von Vending-Automaten. Aha. Nun, ohne Eigenlob: Das Pizzicato wusste, was das ist. Und Sie? Eine kurze Umfrage unter nicht eben bildungsfernen Kollegen ergab, dass nur 12,5 Prozent davon wussten, was ein Vending-Automat ist (einer vermutete einen Heuwender). Man sollte unsere Gymnasiasten fragen, die jetzt zentralmaturieren, ob sie wissen, dass damit ein hundsnormaler Verkaufs- bzw. Selbstbedienungsautomat gemeint ist: to vend heißt verkaufen.

Also: Braucht's den überkandidelten Anglizismus etwa für den Getränkeautomaten im Büro? Einen, den bei uns nur wenige kennen und der noch dazu unschlüssig auf halber Strecke stecken bleibt, statt konsequent Vending machine zu heißen? Liebe Automatenbranche, nicht böse sein: Aber ihr könnt das sicher besser. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)

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