Der Song Contest

Das wichtigste Ereignis zwischen Muttertag und Vatertag naht – der Song Contest. Oder wie unsereins noch zu sagen pflegt: Grand Prix Eurovision de la Chanson.

Es gibt ja kaum eine Veranstaltung, die einen tiefgreifenderen Imagewandel erlebt hat als der Song Contest – die ÖVP unter Reinhold Mitterlehner natürlich ausgenommen. Galt der Song Contest bis vor nicht allzu langer Zeit noch als spießig, bieder und hoffnungslos von vorgestern, so gilt er mittlerweile als jung, hip und modern. Building Bridges – trallala.

Musste man sich früher dafür rechtfertigen, Song Contest zu schauen, so muss man sich heute dafür rechtfertigen, nicht Song Contest zu schauen. Der Song Contest hält unsere Gesellschaft zusammen. Die ganze Stadt – ein einziger Song Contest. Kanaldeckel singen, U-Bahn-Lautsprecher flöten, Ampelmännchen blinken.

Ähnlich wird es auch beim heutigen Parteitag der ÖVP sein. Mit kleinen Unterschieden: Bund statt Band. Delegiertenvoting statt Publikumsvoting. Und der Mann mit Bart wird fehlen – Erhard Busek hat ja wieder bei den Neos angedockt. Aber sonst: alles jung, hip und modern. Building Bridges – trallala.

Dagegen wirkt die SPÖ wie der Song Contest zu jener Zeit, als er noch Grand Prix Eurovision de la Chanson geheißen hat. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2015)

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