Die Achtundsexziger

Rainer Langhans, der Kommunarde, hat Geburtstag. Der 68er wird 75. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat ihn besucht: „Weiße Hose, weißes Hemd, weiße Schuhe und dazu der mit diesem Lockenwahnsinn ausgestattete Kopf, die halbrunde Brille, der zarte weiße Bart – so stellen sich vegane Christen den lieben Gott vor.“

Rainer Langhans selbst sagt über die Zeit damals: „Ich fand es schrecklich, jeden Tag Sex haben zu müssen.“ Tja. Wer kennt dieses Gefühl nicht? Es ist furchtbar.

Das führt uns zur Frage: Was blieb eigentlich von den Achtundsechzigern? Nun, Mick Jagger ist jetzt freiheitliche Dritte Landtagspräsidentin im Burgenland. In WGs leben mittlerweile Senioren. Und eine bürgerliche Partei ist für die Freigabe von Cannabis.

Daniel Cohn-Bendit ist bei einer Spießer- und Verbotspartei gelandet, diese nennt sich „Die Grünen“. Dort tummeln sich auch viele seiner österreichischen Epigonen. Und immer mehr Fahrräder stehen und fahren auf dem Asphalt herum, sodass man den Strand darunter gar nicht mehr sehen kann.

Drogenexperimente wurden von Weinverkostungen abgelöst. Rock heißt heute Volks-Rock'n'Roll. Und Sex muss nach einer Begutachtungsfrist von der Legislativ-Sektion im Justizministerium genehmigt werden. (oli)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2015)

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