Brief nach Rom

Ehrwürdiger Vater, Eure Heiligkeit, Heiliger Vater, lieber Franzl, mit gewisser Heiterkeit haben wir hierzulande Eure Angewohnheiten registriert, was den Medienkonsum betrifft.

Also – so stand's zumindest in der „Presse“, ergo stimmt's –, Franziskus habe seit dem Jahr 1990 nicht mehr ferngesehen. Warum dies? Weil er es der „Jungfrau del Carmen“ versprochen habe. Ob die Jungfrau das überhaupt wollte? Ob ihr nicht ein Papa lieber wäre, der über die Weltlage ein bissl informiert ist? Wir wissen es nicht.

Auch das Internet nutze er nicht. Nun ja. Lieber Franziskus, selbst ich hab das noch erlernt. Und man ist ja wahrhaftig nicht mehr der Jüngste. Also, diese Fertigkeit würde ich mir schon noch beibringen lassen. Sie ist recht praktisch im täglichen Leben.

Nun aber im Ernst: Liest Du, Heiliger Vater, tatsächlich nur eine Tageszeitung, und zwar ausschließlich „La Repubblica“, diese linke Gazette? Das wäre dann doch fatal. Gut, es muss nicht der (inzwischen eingestellte) „Bayernkurier“ sein, den Dein Amtsvorgänger, der Emeritus Benedikt, auch in Rom genoss. Eine gewisse Ausgewogenheit fördert jedoch eine klarere Weltsicht. Aber vielleicht ist das Ganze ja eine Agenturente? Davor ist auch „Die Presse“ nicht gefeit. Übrigens sehr zu empfehlen! Von wegen Ausgewogenheit, lieber Franzl! (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2015)

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