Nur ein Märchen (2)

Heute, liebe Kinder, also der zweite Teil unseres Märchens zum Einschlafen.

Heute, liebe Kinder, also der zweite Teil unseres Märchens zum Einschlafen. Gestern haben wir ja schon ausführlich den windschiefen Zustand der kleinen Wanderbühne beschrieben, die hierzulande Station machte. Am 1.Jänner 1889 gegründet, fristete sie schon die letzten Jahre hindurch mutlos, frustriert unter einem mäßig erfolgreichen Impresario ihr Dasein. Eine rechte Tristesse.

Vorn an der Rampe alle Abende wieder das tapfere Schneiderlein, das auch schon bess're Tage erlebt hatte, in den Kulissen die Statisten, die Angst um ihr kärgliches Hab und Gut hatten und zu Recht fürchten mussten, dass ihr Engagement nicht verlängert werden würde. Die kleine Theatertruppe, sagen wir es rundheraus, zweifelte an der „Performance“ihres Direktors.

Gewiss, nicht alles war seine Schuld. Das Repertoire war veraltet, verstaubt. Das Personal – vor allem in Wien – miteinander verhabert, verschwägert, liiert, geschieden, ein Familienbetrieb innerhalb der Truppe. Auch das Prinzipals-Ehepaar entstammte ja diesem wunderlichen Biotop. Dadurch mussten allerdings auch schwache Nebendarsteller mitgeschleppt werden. Das aber verzeiht das Publikum nicht.

Schon im Oktober will sich die Schauspieltruppe wieder vor den löchrigen Vorhang wagen. Ob das gut geht? (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2015)

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