Bacher wollte es adrett

Auch in dieser Kolumne sei nochmals Gerd Bachers gedacht, des „Tigers“, der aus dem Staatsrundfunk ein modernes Medienunternehmen machte.

Auch in dieser Kolumne sei nochmals Gerd Bachers gedacht, des „Tigers“, der aus dem Staatsrundfunk ein modernes Medienunternehmen machte.

9. März 1967 – Amtsantritt des Bacher-Teams. In den ersten Wochen hatte es keiner wirklich leicht: Da war etwa die Unpünktlichkeit. In Ministerien eine lässliche Sünde, aber Bacher machte das rasend. Es gab Zeiten, da startete die „ZiB 1“ um eine ganze Minute zu spät – und in das Wutgebrüll Bachers hinein erklärten die Mitarbeiter ständig nur lapidar, was diesmal wieder der Fehler gewesen war. Erst langsam setzte sich durch, dass der Termin 19.30 Uhr für die wichtigste Nachrichtensendung des Tages heilig war.

Aber auch am Morgen herrschte Schlendrian. Um 9 Uhr wollte TV-Direktor Zilk seine Leute um sich sehen. Um 9.10 Uhr ließ er die Eingangstüren sperren und die Schlüssel einsammeln. Die Damen im Publikumsdienst wurden mit ordentlichen Schuhen ausgestattet, damit die Augen der Besucher nicht länger durch den Anblick von Saunaschlapfen beleidigt würden. Am liebsten hätte Bacher alle Herren uniformiert: graue Flanellhose, dunkelblauer Blazer, Krawatte, blau-weiß gestreiftes Hemd. Dass Korrespondenten und Reporter Krawatte trugen, war bald selbstverständlich. Das hat sich inzwischen wieder verselbstständigt. Leider. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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