Bachers größter Triumph

Und noch einmal Gerd Bacher: Von der SPÖ 1974 aus dem ORF gejagt, gelang ihm nach vierjähriger Zwangspause die Sensation.

Die Sozialisten wurden überrumpelt, Bacher kam wieder. Und das war so: Bruno Kreisky, der Allmächtige, war hin und her gerissen: Sollte seine Partei nochmals den schwachen Ministerialrat Otto O. an die ORF-Spitze hieven, oder gar auf Helmut Zilk setzen?

Kurz vor der Abstimmung ehelichte Zilk die Operettendiva Dagi Koller, mit der er seit acht Jahren liiert war. Als Kreisky nach dem Standesamt zur Hochzeitsfeier eintraf, war für die „Experten“ alles klar: Zilk hat den Segen für seine Bewerbung. Die Sache schien gelaufen. Doch da war noch ein dritter Kandidat – „außer Bewerb“: Gerd Bacher. Er habe sich nur beworben, um seine Pensionsansprüche zu wahren – sagte er listig. Im Alphabet kommt B vor O und Z. Also stimmte das ORF-Kuratorium zunächst über den Erstgereihten ab. Der bekam völlig überraschend eine Mehrheit, sodass die Bewerber O. und Z. gar nicht mehr drankamen.

Es sollte die einzige wirkliche Niederlage Zilks sein, freilich dadurch gemildert, dass es Freund Bacher war, der damals gewann. Und nicht der Ministerialrat O., dem Zilk zuvor „Inkompetenz“ bescheinigt hatte. Zilk: „Letztlich war's ein Glück, dass ich es nicht geschafft habe. Für mich, für Bacher, für den ORF.“ Und für uns.

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2015)

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