Autoputz

Viele Menschen fragen sich: Was macht unsere Zivilisation aus? Was hält unsere Gesellschaft noch zusammen?

Nun, die gute Nachricht ist – es gibt eine Antwort: das Autowaschen.

In und vor der Autowaschanlage wird tagtäglich – vor allem an den Wochenenden – Diversity gelebt. Autochthone Autofahrer, solche mit türkischem oder ex-jugoslawischem Migrationshintergrund, alle stehen hier Seite an Seite, mit Schwamm, Fetzen und Spray bewaffnet, saugen, putzen und polieren.

Und: Auch immer mehr Frauen machen mit. Womit ein weiterer wichtiger Schritt in der Gleichstellung von Mann und Frau getan ist. In der Steinzeit gab es das noch nicht. Der Fortschritt ist nicht mehr aufzuhalten.

Was uns nun zur Frage führt: Warum ausgerechnet das Autowaschen? Wird die Wohnung zu Hause auch jedes Wochenende so blitzblank auf Vordermann gebracht wie der Wagen? Die Vermutung liegt nahe, dass die Antwort hier Nein lauten könnte.

Ist allerdings auch irgendwie logisch: In der Wohnung wohnt man ja nur, sie bleibt auch immer zu Hause. Aber im Auto lebt man. Man kommt herum, kann sich der Welt präsentieren.

Die Grünen werden das nie verstehen. Aber Diversity und Gleichberechtigung sind ja auch nicht so deren Themen. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2015)

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