Kur-Fürsten

Die Kur ist ein schönes Wellnessrelikt aus Kaisers Zeiten, das auch von den Linken hochgehalten wird.

Als nun Sozialversicherungschef Peter McDonald – allein der Name steht schon für einen ungesunden amerikanischen Kulturimperialismus – ankündigte, die bisherige Kurpraxis überdenken zu wollen, stiegen diese umgehend auf die Barrikaden. Für Kurkonditorei, Kurschatten und Kurtaxe. Begriffe, die aus dem Leben der Menschen, speziell der österreichischen, nicht mehr wegzudenken sind.

Die Kur ist so österreichisch wie die Mozartkugel, der Wiener Walzer und Red Bull. Allerdings – auch die Betreiber der Kuranstalten mussten sich dem Zeitgeist anpassen. So gibt es mittlerweile in den meisten Kurhotels Cocktailbars, eine Zigarrenlounge, eine Driving Range und Kinderbetreuung für die Enkelkinder. Viele von diesen, vor allem jene aus den Großstädten, sehen dann zum ersten Mal in ihrem Leben eine Milchkur.

Man muss auch nicht mehr volle drei oder vier Wochen am Stück in der Kuranstalt bleiben. Es gibt nun auch Kurzurlaube. Diesbezügliche Angebote werden im „Kurier“ inseriert. Allerdings: Für einen Golfkurs ist die Zeit dann doch recht knapp bemessen, weswegen die Krankenkassen auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt empfehlen. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2015)

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