Neulich in Traiskirchen

Die Flüchtlinge waren verunsichert. Den schwarzen Limousinen entstiegen drei graue Herren in Anzügen mit offenem Hemd.

Waren das die Schlepper-Bosse, die sich noch ein Erfolgshonorar abholen wollten? Nein, klärte man die Flüchtlinge auf: Das seien der österreichische Kanzler, Vizekanzler und Bundespräsident. Die drei hatten Weihrauch, Gold und Myrrhe mitgebracht. Auf dem Weihrauch und der Myrrhe blieben sie allerdings sitzen.

Die Flüchtlinge waren dann jedenfalls ganz angetan. So eine schöne Inszenierung. Es war wie früher zu Hause. Als Bashar und Asma al-Assad Kinderkrankenhäuser besuchten. Besonders freundlich war der ältere Herr mit der Stehfrisur. Er hatte keine Scheu und tapste alle an. Ein „Fisher“ sei das, erklärte man ihnen. Aber auch der andere, der irgendwas mit „man“ hieß – Batman, Byeman, so was in der Richtung – war sehr nett. Er fragte immerzu „Wie geeeht's? Geht's guuut?“. Und – was ganz lustig war: Er versuchte stets dem Bürgermeister auszuweichen, wenn sich die Fotografen näherten. Unaussprechlich war der Dritte im Bunde: Da war schon der Name zu lang, um ihn sich zu merken.
Hinter vorgehaltener Hand wurde dann gemunkelt, die drei hätten etwas mit den meisten von ihnen gemeinsam: Sie seien auch nicht freiwillig hier. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2015)

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