Doris ruft Werner an

Die Anruferin war äußerst erregt. Und da kann sie, wie man weiß, ganz schön gschnappig sein.

Die Anruferin war äußerst erregt. Und da kann sie, wie man weiß, ganz schön gschnappig sein. „Werner, du kannst dir das net gefallen lassen. Jetzt reicht's. Bist du Parteivorsitzender, ja oder nein?“Die derzeitige Parlamentspräsidentin war's, die den Liesinger Jugendfreund so unsanft aus dem Nichtstun herausriss. „Um was geht's?“ Werner F. war nur halb bei der Sache. „Na, das Androsch-Interview diese Woche! Im ,Standard‘.“ „I' lies eigentlich schon lang nix mehr.“ „Willst net wissen, was der Androsch über dich sagt?“ Werner F. legte seufzend den Haarfön zur Seite. So schön war gerade noch die Welt, als er sich im Badezimmerspiegel betrachtete. Na gut. Also bitte. „Auf die Frage, ob du noch fest im Sattel sitzt, sagt der Androsch – halt di an: ,Man kann im Sattel sitzen und unterm Sattel ist kein Pferd.‘ Impertinent so was!“ Werner F. musste das erst verarbeiten. Dann wusste er, dass dies nicht sehr schön war vom Genossen Androsch. „Und weiter: Wie die zwei Herbstwahlen ausgehen, wird der gefragt. Weißt, was der Oide sagt? ,Wenn es gut ausgeht, schlecht. Wenn es schlecht ausgeht, sehr schlecht.‘ Du, is' der eigentlich noch Parteimitglied?“ „Was weiß denn ich?“ Jetzt reichte es Werner F. Die Dauertelefoniererin ging ihm auf den Keks. Die wird keine Präsidentschaftskandidatin, dachte er. Aber das hörte man natürlich nicht. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2015)

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