Linksruck

Frage: Würden Sie einem „humorlosen Vegetarier und Abstinenzler“ (©„Die Welt“) ein Land anvertrauen?

Frage: Würden Sie einem „humorlosen Vegetarier und Abstinenzler“ (©„Die Welt“) ein Land anvertrauen? Nein, würden Sie nicht natürlich, werden Sie jetzt sagen. Viel zu gefährlich.

Doch eine Partei wird diesem „mürrischen Hinterbänkler und hoffnungslos altmodischen Gutmenschen“ (© wiederum „Die Welt“) nun anvertraut: die britische Labour Party. Heute soll das über die Bühne gehen. Es geht – Sie haben es schon erraten – um Jeremy Corbyn, den neuen Messias der europäischen Linken.

Wobei die Linke da ja traditionell nicht so wählerisch ist: Gestern Alexis Tsipras, zwischendurch Andi Babler und nun eben Jeremy Corbyn. Hauptsache irgendjemand versucht es noch einmal mit einer Ideologie, die an der Realität schon mehrfach zerschellt ist. Corbyn will jedenfalls Züge verstaatlichen, Kohlebergwerke wieder eröffnen, Tony Blair vor Gericht stellen und die Monarchie abschaffen.

Auch Werner Faymann mit seinem seismografischen Gespür für sich ändernde Witterungslagen lässt sich von der Corbynmania inspirieren: Er will nun die Westbahn verstaatlichen, den Erzberg wieder aufsperren und mit Alfred Gusenbauer abrechnen, dem er vorwirft, den Schüsselismus mit seiner „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ perpetuiert zu haben. Nur an die Abschaffung der Monarchie wagt er sich nicht – die „Krone“ hätte etwas dagegen. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2015)

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