James Bond

Was ist noch langweiliger als ein verregneter Sonntagnachmittag, eine EU-Wahl und ein American-Football-Spiel zusammen?

Richtig! Ein James-Bond-Film. Hat man einen gesehen, hat man alle gesehen. Spannung: null-null-null. Denn von vornherein ist da stets alles klar – wie es ausgeht (gut), wer der Bösewicht ist (der, der so ausschaut), wen er flachlegt (fast alle), ja, sogar, was er trinkt (eh schon wissen).

Ein James-Bond-Film kommt ebenso überraschend daher wie die Erkenntnis, dass es Antisemitismus in der FPÖ gibt. Oder dass eine Regierung aus SPÖ und ÖVP nicht wirklich harmoniert. Dennoch soll es Gerüchten zufolge Menschen geben, die sich das freiwillig antun – also einen James-Bond-Film.

Über die Gründe dafür lässt sich nur mutmaßen. Zum einen wird es Menschen geben, die gepflegte Langeweile schätzen. Zum anderen, insbesondere bei Männern, könnte ein gewisses Identifikationsbedürfnis eine Rolle spielen. Frauen schauen sich vielleicht einfach gern – wie heißt der aktuelle Bond jetzt schnell noch mal? – an. Für einige wird es auch eine Art Kindheitserinnerung sein – an den Kalten Krieg. Und manche brauchen einfach Rituale: Weihnachten, Ostern, der 1.-Mai-Aufmarsch, das neue iPhone, die neue Donna Leon, der neue James Bond.

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2015)

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