Der Herr Rudi

Um ein Haar wäre es gestern passiert, in der Prinz-Eugen-Straße: „Servus, Rudi“, wollt ich schon rufen und dem Herrn vor mir auf die Schulter klopfen.

Um ein Haar wäre es gestern passiert, in der Prinz-Eugen-Straße: „Servus, Rudi“, wollt ich schon rufen und dem Herrn vor mir auf die Schulter klopfen. Ich tat's nicht, weil man Präsidenten nicht einfach duzt und sie schon gar nicht hinterrücks abklopft.

Anderseits: Der Mann ist ja selbst schuld. Heißt Rudolf Kaske, hat's – gut vernetzt – bis zum Arbeiterkammer-Präsident gebracht, nennt sich aber – und lässt sich nennen – Rudi. Eine Vertraulichkeit, die irritiert. Klar hat jeder im Freundeskreis seinen Heli, seinen Gustl oder einen Heinzi. Privat. Am Stammtisch sowieso, bei der Trachtenmusik, im Kirchenchor. Aber muss man vertraut sein mit einem Rudi K.? Ungefragt? Will man das? Herr Rudi, der seinen Lebensunterhalt mit den Monatsbeiträgen der Werktätigen bestreitet, möge bitte bei seinem würdigen Rudolf bleiben.

Damit der Herr Präsident Rudi nicht allzu sehr in Rage gerät, sei flugs angemerkt, dass manchem auch die neckische Verkleinerung des Rathaus-Klubchefs Rudi Schicker stagelgrün aufstößt. Gut, der Mann ist schon fast Geschichte, dennoch ist er kein Rudi. Fast vergessen ist schon die unangenehme Vertraulichkeit einer Susi Jerusalem, einer Gabi Burgstaller und Genossinnen. Wie gut, dass man wenigstens den Werner Faymann nicht verkleinern kann. Wäre das überhaupt möglich? (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)

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