Böhmermann

Die Neunziger. Es war eine Zeit der Hoffnung. Dass die Deutschen doch nicht so sind, wie wir sie uns immer vorgestellt haben.

So humorlos. Damals schickte sich Harald Schmidt an, den Deutschen ihren Brachialhumor auszutreiben – und die politische Korrektheit gleich mit dazu, die in diesen Jahren um sich zu greifen begann.

Nun, zwanzig Jahre später, ist die Hoffnung wieder zerstoben. Aus der blühenden Landschaft ist eine graue Plattenbausiedlung geworden. Es regiert Jan Böhmermann. Politisch korrekt. Mit einer neuen Art von Brachialhumor.

Neben den immer gleichen AfD- und (Neo-)Nazi-Witzen – was nicht selten Hand in Hand geht – hat er jetzt dem türkischen Präsidenten Erdoğan ein derbes Spottgedicht gewidmet. Das Ganze weitete sich wie seinerzeit bei Varoufakis' Stinkefinger zur Staatsaffäre aus. Die deutsche Kanzlerin musste sich bei ihrem türkischen Amtskollegen entschuldigen.

Darf Satire alles? Aber sicher doch. Nur lustig sollte es halt sein.

Möglicherweise hat das eh alles seine Entsprechung in der Politik. Denn auf den Neunzigerjahre-Hallodri Gerhard Schröder folgte die ernsthafte, zuletzt auch etwas starrsinnige Angela Merkel.

Und Harald Schmidt fährt mittlerweile „Traumschiff“. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2016)

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