Körners Orden

Alle sprechen nur noch von der Bundespräsidentenwahl. Wirklich alle?

In diesem Zusammenhang sei an einen alten Herrn erinnert, der erst mit 78 – und gegen seinen Willen – das Amt 1951 antreten musste: der ehemalige k. u. k. Generalstabschef der Isonzo-Armee im Ersten Weltkrieg, Theodor Körner, Edler von Siegringen. Gegen Ende des Krieges wurde ihm befohlen, sich um den Maria-Theresien-Orden zu bewerben. Körner, der sich nichts aus Orden machte, reichte befehlsgemäß ein, aber nur auf einem einfachen Meldeblatt. Dieses Gesuch wurde von fünf Generälen, darunter Generaloberst Boroevic, sowie einem Erzherzog unterstützt.

Das Ordenskapitel verlangte jedoch, entsprechend der Vorschrift, von Körner eine genauere Begründung für seinen Antrag. Körner sah das nicht ein und schrieb zurück: „Ob sich meine Tathandlungen über das gewöhnliche Maß der nach Ehre und Pflicht zu leistenden Schuldigkeit hervorheben, kann und darf ich nicht selbst beurteilen, es ist mir nach meinem militärischen Gefühl nicht gestattet, irgendwelche Berichte zu verfassen, um meine Anspruchsberechtigung zu beweisen, wenn die beiliegende Aufforderung der Kommandanten der Isonzo-Armee und das Urteil meiner jeweiligen vorgesetzten Kommandanten nicht genügen.“ Daraufhin bekam er den Orden nicht. Er hat's verschmerzt. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2016)

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