Wahlkartenverschwörung

Dem Grauen war klar, dass es dieses Mal nicht mit sauberen Dingen zugehen würde.

Geschlossen war die Front der Systemmedien, die wie immer zu solchen Anlässen unliebsame Kritik unter den Teppich der politisch korrekten Einheitsmeinung kehrten. Schweigekartell! Das Blut pochte immer wilder an seinen edlen Schläfen. Fair und transparent! Lügner! Er wusste, dass diese Karten gezinkt waren, dass aufrichtige Männer wie er wieder einmal um den Preis ihrer Bemühungen gebracht worden waren, von freier Wahl keine Spur. Da reichte ein Blick auf den Bronzehäutigen in seiner Hand. Sage und schreibe fünf Mal hatte er Blaise Matuidi (Nr. 28) doppelt! Was war das überhaupt für ein Name!

Aufrechte Franzmänner hatten Pétain, Le Pen oder Camembert zu heißen! Bei den anderen Blauen, den Achsenverbündeten südlich des Brenners, sah es nicht besser aus: Sieben Mal Andrea Pirlo – dabei war der nicht einmal in Italiens EM-Kader! Bei den Grünen hingegen schien alles wie geschmiert gelaufen zu sein: alle 20 Iren eingeklebt, keiner doppelt. Der Graue ahnte, weshalb ihn der Trafikant so süffisant angelächelt hatte, als er ihm die Schachtel Pickerln herübergeschoben hatte. Trafikant? Haschtrafikant! Und dann überkam ihn der Beweis des Betrugs wie ein Schauer in Stahlgewittern: 342 Doppelte – und kein einziger Holländer! (go)

Reaktionen an: oliver.grimm@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 24.05.2016)

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