„See EU later“

Nach einer Nacht des Binge Drinking, eines Saufgelages, wachten die Briten mit einem schweren Kater auf – und einem heftigen Phantomschmerz.

Nach einer Nacht des Binge Drinking, eines Saufgelages, wachten die Briten mit einem schweren Kater auf – und einem heftigen Phantomschmerz. Über Nacht war das einstige Empire zu Kleinbritannien geschrumpft, verdammt zu einer Insel in „splendid isolation“. „See EU later“, titelte die „Sun“ hämisch. Und verschwieg ihren Lesern die Antwort auf den saloppen Gruß „See you later, alligator“: „In a while, crocodile.“ Oder vielleicht auch gar nicht mehr.

Da half keine „stiff upper lip“ und keine Weltkriegsmoral à la „Keep calm and carry on“, kein derbes Fluchen des Fußball-Propheten Gary Lineker („Nigel Farage wird immer ein Arschloch bleiben“), keine Zauberkunst der Harry-Potter-Autorin Joanne Rowling („Nie habe ich mir Magie mehr gewünscht“), keine noch so großzügige Geste des deutschen Boulevards. Für den Fall eines Bremain hatte „Bild“ ja versprochen, das umstrittene Wembley-Tor – seit 50 Jahren Gegenstand des Disputs – anzuerkennen. Seither gilt Linekers Weisheit: „Und am Ende gewinnen die Deutschen.“

Am Morgen danach sahen die Briten im TV eine schlichte Dame in mintgrünem Sakko, und es war nicht Königin Elizabeth, sondern Queen Angela, die Königin Europas. Sie sahen BoJo, den strubbeligen Ex-Bürgermeister Boris Johnson – und sie erkannten in ihm Boris Becker, den King of Wimbledon. The Krauts are back! (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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