Das schöne Leben des Werner F.

Ja, das war ganz und gar keine schlechte Woche für den einfachen Bürger Werner F. Er musste am Samstag nicht zum Jubelfest für Christian K., diese Demütigung hatte er sich erspart.

Mir genügt schon, wie sie mich am 1. Mai ausgepfiffen haben, dachte er im Stillen. Stattdessen frisierte er den Rasen vor dem Liesinger Reihenhäuschen, eine schweißtreibende Arbeit, die er nicht mehr gewöhnt war. Aber sie machte Spaß. Da sah man sofort, dass am Rasen in Liesing etwas weiterging.

Sogar dem fußballerischen Trauerspiel auf dem Rasen in Frankreich vermochte sein sonniges Gemüt Positives abzugewinnen. Immerhin hatten Alaba & Co. während seiner Regierungszeit noch wie die Halbgötter gespielt und sich im Handstreich für die EM qualifiziert – und damit war sein Part beendet.

Und jetzt? Kaum hatte der angebliche Wunderwuzzi vom Ballhausplatz Besitz ergriffen, funktionierte es ganz, ganz schleißig. Werner F. konnte sich eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen. Der neue Schnösel mit den viel zu engen Hosen und Sakkos muss solche Niederlagen wie ich erst einmal erleben, dachte Werner F., ich hab sie hinter mir. Jetzt kann es nur noch aufwärtsgehen. Das Leben ist so schön, Freunde! Und er köpfelte jauchzend in den kleinen Pool. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2016)

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