Smug-Alarm

Aus dem Englischen ein Wort, das in unsere Zeit und in unsere liebe, kleine Republik passt, auch wenn es besser wäre, wir müssten uns mit seinem Sinn nicht beschäftigten.

„Smugness“, die Selbstgefälligkeit, Eingebildetheit, Selbstzufriedenheit, feiert einen Siegeszug durch die Stammtischrunden und Facebookplauderecken und das Twitterium, wo über alles und jedes apodiktisch geurteilt wird, wenigstens für einen halben Tag lang. Das Jetzt ist brüchig, das Morgen ungewiss, doch alle wissen wir genau, dass wir und nur wir das richtige Weltbild haben. Wer die FPÖ hasst, weiß genau, dass deren Wähler allesamt Troglodyten sind, die man als weltläufiger Kosmopolit mit schaurigem Wohlgefühl abkanzeln kann. Ähnlich kommod haben es sich auf der anderen Seite des weltanschaulichen Pingpong-Tisches jene eingerichtet, die jeden, der findet, man müsse Kriegsflüchtlingen helfen, als weltfremden Gutmenschen verlachen, da doch jeder hätte wissen müssen, Clash of Civilizations und so, hat man zwar nicht gelesen, klingt aber gescheit. Das Adjektiv „smug“ kommt übrigens laut Merriam-Webster vom mittelhochdeutschen „smucken“, aus dem unser „schmücken“ wurde. Zur Zierde wird uns all dieses gegenseitige Abkanzeln nicht. Wollen wir von den Gipfeln unserer Selbstgefälligkeit herabsteigen? Die Luft dort oben ist zum Ersticken. GO

Reaktionen an:oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2016)

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