In Stein gemeißelt

Nun hat er es also getan. Seit dem 8. Juli, als er mit einem fröhlichen Baba seine zwölfjährige Amtszeit beendete, seit damals also wartete Österreich.

Würde uns der nunmehrige politische Pensionist an seiner Lebenserfahrung teilhaben lassen, an tiefer Einsicht, die man nach 50 Jahren Dienst an Partei und Gemeinwesen gewinnt? Mit nostalgischer Rührung erinnern wir uns ja noch an den seligen Rudolf Kirchschläger, der 1980 das Trockenlegen der Sümpfe und sauren Wiesen forderte (ohne jedes Echo übrigens).

Nun also Heinz Fischer. Bar jeglicher Verpflichtung, ein Privatmann wie du und ich. Es war am Donnerstag. Da formulierte der Fröhliche weise jenen Satz, der noch Generationen nach uns als Leitschnur dienen möge: „Wenn man kein Glück hat, kommt möglicherweise noch das Pech hinzu.“ Eine Sentenz, die es in ihrer Tiefe auszuloten gilt. Es ist die Kunst des erfahrenen Staatsmannes, die Lage des Landes in einem einzigen Merksatz zu charakterisieren. Nur wenigen ist dies gegeben. So kann man sich selbst seinen Reim darauf machen, ob das nun das Schlamassel mit den Wahlkuverts trifft, das SPÖ-Debakel in der Leopoldstadt oder den deplorablen Zustand der Koalition. Wie auch immer, es wäre gut für dieses Land, kämen noch mehrere dieser dunklen Sätze, die unser Zeitalter überdauern werden. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

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