Kater Carlo

Wer als Trainer im modernen Fußball auf sich hält, der schreibt ein Buch.

Wer als Trainer im modernen Fußball auf sich hält, der schreibt ein Buch – am besten ein philosophisch verbrämtes Werk über das Rasenschach und seine Spielzüge. Pep Guardiola, der Tüftler und feinnervige Stratege, rezitierte im Vorjahr in München aus den Bänden seines Lieblingsdichters. Neulich stellte nun Carlo Ancelotti, sein Nachfolger als Bayern-Coach, seine Autobiografie vor.

Im Gegensatz zum katalanischen Kopfmenschen Guardiola ist der behäbige, zuweilen fast phlegmatische Bauernsohn aus der Emilia Romagna ein Bauchmensch mit Vorliebe für Schweinefleisch und deftige Kost. In Bayern, bei Schweinsbraten und Knödeln, ist er da ganz gut aufgehoben. Er futtere wie ein Pferd, bekennt der Ex-Kicker aus dem Starensemble des Ex-Berlusconi-Klubs AC Milan – und verhöhnt so jede Sportdiät und jeden Ernährungsguru. „Im Essen bin ich italienischer Meister, Europa- und Weltmeister.“ Zum Festmahl trinke er einige Flaschen Wein. Ein Trainer mit Leib und Seele – wenn, ja, wenn nur die Aufregung während des Matchs nicht wäre.

Das trug Ancelotti den Spitznamen „Kater Carlo“ ein. Dass er mehr als nur bauernschlau ist, bewies er bei einem Abendessen, als er einer Frau in Männerbegleitung auf Italienisch zuraunte: „Du wirst eines Tages meine Verlobte sein.“ Bei der Buchpräsentation war die Dame im Publikum – als Signora Ancelotti. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2016)

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