General und Aristokrat

Vor wenigen Tagen wurde in militärischen Kreisen des 100. Geburtstages von Emil (Graf) Spannocchi gedacht.

Vor wenigen Tagen wurde in militärischen Kreisen des 100. Geburtstages von Emil (Graf) Spannocchi gedacht. Der „tiefschwarze“ Armeekommandant war – unter wohlwollender Förderung des ideologisch ganz anders gepolten Bundeskanzlers Bruno Kreisky – wohl der bekannteste Offizier des Bundesheeres der Zweiten Republik. Wohl auch, weil er ein Meister der Selbstvermarktung war, Kreisky dabei nicht unähnlich. Und beide besaßen sie feinen Humor. Als Akademiekommandant hatte Spannocchi folgenden heiklen Fall zu lösen: Kreiskys Sohn Peter rückte zwar zum Präsenzdienst ein, verweigerte aber die Gelöbnisformel. Die Medien hatten das natürlich genau vermerkt. Was tun mit dem Revoluzzer? Spannocchi legte dem Kanzlersohn, der fließend Schwedisch sprach, ein Handbuch auf den Tisch; „Organisation und Gliederung des Schwedischen Armeekommandos“. Dieses übersetzte Kreisky jun. während der gesamten Dienstzeit.

Bei einem Besuch der 3. Panzergrenadier-Brigade in Mautern begrüßte Spannocchi auf dem Kasernenhof freudig den Reserveleutnant Prinz Croy. Der Kommandant, Oberst Maerker, nahm Croy später zur Seite und belehrte ihn, dass ein Leutnant einen General niemals duzen dürfe. Prinz Croy: „Ja, was soll ich denn machen, wenn der Herr General mein Neffe ist?“ (hws)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2016)

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