Bunga-Bunga im Weißen Haus

Was mussten sich die Italiener nicht alles an den Kopf werfen lassen angesichts der Ära des Cavaliere, der Fauxpas, Affären und Skandale Silvio Berlusconis auf dem Parkett und im Lotterbett.

Seit der Wahl jenseits des Atlantiks fühlt sich Italien plötzlich rehabilitiert, und zugleich empfinden viele Italiener insgeheim Genugtuung über ihre Rolle als politische Avantgarde – und Schadenfreude.

Nicht, dass es ein Italoamerikaner an die Spitze der Weltmacht geschafft hätte. New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani könnte als Minister in Washington immerhin demnächst für Recht und Ordnung sorgen. Den Wahlsieger indes betrachten die Italiener als Kreuzung aus Benito Mussolini und Silvio Berlusconi – nur mit Orang-Utan-Mähne. Donald Trump verkörpert den Typus des Zampanos, des Geschöpfs des Regietitanen Federico Fellini aus „La Strada“.

Sie nennen ihn Trumpolini oder Trumposconi, sein Nährboden liegt zwischen Alpen und Adria, zwischen Po und Stiefel. Nicht zuletzt Bein-Po-und-Busen-Shows, Trash-TV à la „Tutti Frutti“ ebneten Berlusconis Karriere. Auch Trump ließ als Miss-Macher quasi die Puppen tanzen. Neulich inspizierte er sein neues Heim, das Weiße Haus samt Oval Office – und prüfte Bill Clintons früheres Jagdrevier auf die Eignung als Lokalität für Bunga-Bunga-Partys in Berlusconi-Manier für Buddies und Amigos von Putin bis Duterte.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2016)

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