Und wie sich alle wundern

Mit eindeutiger Mehrheit wurde Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten gewählt – und so mancher wundert sich, wie das jetzt gegangen ist.

Reinhold Mitterlehner zum Beispiel. Sein Bekenntnis zu Van der Bellen habe immerhin, so Wahlverlierer Hofer am Sonntagabend, den letzten Ausschlag gegeben. Das sei „zu viel der Ehre“, sagte er öffentlich, das „Pizzicato“ beobachtete Mitterlehner aber, wie er sichtlich geschmeichelt in Cowboystiefeln vor dem Spiegel posierte und dabei etwas murmelte, das entfernt wie „Nimm das, Lopatka“ klang. Die Boulevardmedien hingegen wunderten sich, dass eine Mehrheit der Österreicher trotz Ausländer-Massenkriminalität (!) und drohenden Bürgerkriegs (!!) für Van der Bellen stimmte – und bei „Heute“ witterte man gar einen Wahlbetrug: „Das Baumhoroskop hat sich noch nie geirrt!“, war aus den Redaktionsräumen zu vernehmen. Auch das Establishment war erstaunt, wie viele Menschen sich mit ihm identifizieren konnten – und überlegte gleich Elite-erhaltende Maßnahmen: So wurde noch am Wahlabend auf Anregung von Walter Rosenkranz die „Allianz von Angstmachern, Staatskünstlern und Systemprofiteuren“ gegründet. Norbert Hofer wunderte sich indessen, dass Gottes Hilfe ausblieb – aber dass sich noch alle wundern würden, hatte er ja selbst versprochen. (kanu)

Reaktionen an: katrin.nussmayr@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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