Roter Kobold im Hühnerstall

Es ist wie das Amen im Gebet – und offenbar ist da ein Kobold in der heimischen Parteipolitik.

Gerät die Sozialdemokratie – aktuell die Wiener – in ernste Turbulenzen, beginnt bei den Mitbewerbern sofort ein Hauen und Stechen, eine Obmanndebatte, ein Sägen an den eigenen Grundfesten, bis keiner mehr sich um die SPÖ schert. Als vor 40 Jahren die Reichsbrücke ins Wasser plumpste und halb Österreich den verschwundenen zuständigen SP-Stadtrat suchte, musste letztlich der Wiener ÖVP-Obmann seinen Hut nehmen. Der Kobold hatte wieder zugeschlagen. Und keiner wusste, wie das gekommen war.

Jetzt ist er wieder am Werk. Das Auslaufmodell Häupl weiß schon lang nicht mehr, wie er die pragmatischen Genossen und das linkslinke Geflügel unter einem Dach vereinen kann. Gleich nach den stillen Festtagen wird das Geschnatter und Gegacker wieder losgehen, aber da ist unser Kobold schon am Werk: Just nach dem größten politischen Erfolg kräht der grüne Hahn auf dem Mist, der schon dreißig Jahr' auf dem Buckel hat. Und die Chefin des Hühnerstalls, von der wir zwölf Monate so gut wie nichts gehört haben, keppelt zurück, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Erfrischend, amüsant ist das alles. Und im schwarzen Eck scharrt der alte Hahn missmutig im Sand und wartet gottergeben auf die Hacke. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2016)

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