Hanni und Hillary

Das Jahr ist noch jung und rosig, und doch ist schon die Zeit des Abschieds gekommen; die Zeit für einen sentimentalen Rückblick und einen letzten Salut, für Nostalgie und Wehmut, für Dankbarkeit und Demut, für Huldigungen und Ovationen; eine Zeit, in der Epochen zu Ende gehen – am Potomac in Washington und an der Traisen in St. Pölten, dem Klein-Washington in Lower Austria.

Da wie dort geben Quasiregenten das Szepter aus der Hand – mit dem Unterschied, dass der Landesfürst, nebenbei Zeremonienmeister in Grafenegg und Göttweig, König des Weinviertels, Dorfkaiser von Radlbrunn, nach einem Vierteljahrhundert seine Nachfolgerin selbst auserwählt hat. Kein lästiges Volk, kein unnötiges demokratisches Procedere, das die Kür gestört hätte. Was Hillary versagt blieb, das schaffte Hanni im Handumdrehen – eine handverlesene Hofübergabe. Amerika, sieh zu und lerne!

In diesen Tagen der Hommage, da kein Aspekt unbeleuchtet bleibt, ließ sich der scheidende US-Präsident, ein Mann der geschliffenen Rede, des Langen und Breiten über seine Lieblingsliteratur aus. Eines sei verraten: „Hanni und Nanni“ ist nicht darunter, auch nicht „Der Schatz im Silbersee“. Die Wildwestfantasien aus der Feder eines sächsischen Möchtegernhelden wären indessen maßgeschneidert für seinen Nachfolger. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 19.01.2017)

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