„Bibi“ beim Friseur

In grauer Vorzeit galt der Weisenrat als letzte Instanz in allen wesentlichen Fragen.

Die Entscheidungen sollten reif und ausgewogen sein – wie die Männer, die sie zu treffen hatten. Je reifer, desto weißhaariger respektive kahlköpfiger. Das war das Merkmal der ausschließlich männlichen Entscheidungsträger bei den alten Griechen und Römern – und selbst bei den alten Schweden.

Tempi passati. Wer als Politiker heute auf sich hält, der lässt sich die Haare färben und – bei Bedarf – neue einsetzen. Silvio Berlusconi ähnelt oberhalb des gestrafften Kinns einem Jüngling, der vor der Reifeprüfung steht; Donald Trump mutet an wie ein Mutant, wie ein Alien „from outer space“. Wer wollte leugnen, dass die Sehnsucht nach ewiger Jugend mit Eitelkeit, den halb so alten Gefährtinnen an ihrer Seite zu tun hat – und letztlich mit der Angst vor dem Tod?

Benjamin „Bibi“ Netanjahu wollte da nicht nachstehen. Seit seinem letzten Besuch beim Friseur seines Vertrauens wirkt Israels Premier wie runderneuert. Das soignierte Weißgrau ist einer Brauntönung gewichen, das Haar pappt auf der Kopfhaut. Ist dem Figaro ein Malheur passiert und ihm der Farbbeutel ausgekommen? Oder hat Sara ihrem „Bibi“ einen neuen Look eingeredet, seine Xanthippe, die ihn einmal hochkant aus der Limousine warf? Zuallerletzt: Hält die Weisheit Schritt mit der äußerlichen Verjüngung? (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2017)

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