Pizzicato

No Smoking

Kaum ein semipolitisches Ereignis der jüngsten Zeit hat die Nation dermaßen erregt und gespalten (?) wie der Fauxpas des Bundespräsidenten, der eben noch in der Lernphase steckt.

Eine schwarze Krawatte („Black Tie“) zum Smoking von der Stange! Verständlich, dass in der „Krone“ der Kolumnenpostler stilsicher mehrere gepfefferte Salven abfeuerte.

Dazu ein Griff in den Anekdotenfundus. 1970 versammelte der neue Kanzler, Bruno Kreisky, die Frischlinge in seinem Team, um ihnen Verhaltensmaßregeln zu vermitteln. Dazu gehörte das Verbot, selbst Auto zu fahren oder Rechnungen in einem Restaurant selbst aus der Geldbörse zu begleichen: Eine solche Rechnung lasse sich ein Minister schicken. Auch auf die standesgemäße Garderobe legte Kreisky Wert. Aber sein neuer Handelsminister, der Gewerkschafter und AK-Funktionär Josef Staribacher, wehrte sich standhaft, Smoking oder gar Frack zu erwerben: Er werde so etwas nie, nie anziehen. Er erzwang eine Art Sondererlaubnis, feierliche Anlässe auch im Straßenanzug zu besuchen. Als kleine Konzession an das Dunkel seiner Kollegen bequemte er sich zumindest, im dunkelblauen Anzug, dem „Zwetschkernen“, zu erscheinen.

Apropos VdB: Am Smoking trägt der Herr von Welt niemals die Miniatur eines ihm verliehenen Ordens . . . (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2017)

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