Knittelfeld in Grün

Es war einmal eine kleine Partei, die der dominierenden als Koalitionspartner diente.

Diente – ein wahrlich passender Ausdruck für die Rolle, die es da zu spielen galt. Denn die inhaltlichen Unterschiede waren groß, die Freundschaft der handelnden Personen in ebendiesem Ausmaß recht klein. Man liebte einander nicht, man respektierte einander bestenfalls, man belauerte einander. Traute dem Partner kaum über den Weg. Das holperte so dahin – bis eines schönen Tages (im September 2002, also auch schon wieder fünfzehn Jahre her), die Funktionärskaste des kleineren Koalitionspartners nervös wurde. Kopfscheu. Man fühlte eine Katastrophe bei den nächsten Wahlen dräuen, man fürchtete, im Orkus verschlungen zu werden. Also wagten die Funktionäre der zweiten Etage den Aufstand gegen die mitregierenden Parteifreunde. Unter dem Begriff „Knittelfeld“ ist der Eklat ins politische Vokabular eingegangen. Es kam zu Rücktritten, es gab Neuwahlen – und ein Waterloo für die Aufständischen.

Nein, eine Abstimmung unter allen Parteimitgliedern gab's damals nicht. Dann hätte man ja offenbaren müssen, wie mickrig die Mitgliederzahl in Wahrheit ist. Jeder Schrebergartenverein bringt da mehr auf die Waage. Weiß der Teufel, warum Sie die ganze Erzählung mit einem Hochhaus in Wien assoziieren. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2017)

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