Pizzicato

Die Meidlinger Regimenter

Im antiken Rom galt Tivoli als Ort der Lustbarkeit und Inbegriff des bukolischen Vergnügens, und als solcher hat er sich als Synonym bis in die Gegenwart erhalten.

Im antiken Rom galt Tivoli als Ort der Lustbarkeit und Inbegriff des bukolischen Vergnügens, und als solcher hat er sich als Synonym bis in die Gegenwart erhalten. Als Etablissement für Tanzveranstaltungen und Konzerte, bei denen Johann Strauß aufgeigte, erlangte auch der Tivoli am Grünen Berg, unweit von Schönbrunn, einen gewissen Ruf für das Amüsement des gemeinen Volks.

Ein Ort der Belustigung ist das Viertel in Wien-Meidling geblieben, wenngleich nicht unbedingt des Idylls. Dies hat nicht zuletzt mit der Volkspartei und ihrer Parteiakademie im früheren Springer-Schlössl zu tun: dem Schauplatz von Nächten der langen Messer und Obmannmassaker. Vormittags in die Kirche, danach zum Stammtisch und abends zur Sitzung der Parteifreunde, die oft im Gemetzel endete: So lautete das Sonntagsritual der Granden.

Nicht alles, aber doch manches hat sich geändert. Die jüngste Hoffnungsfigur kommt vom Bund der Jungspunde und obendrein just aus Meidling. Die feinen Döblinger und Hietzinger Regimenter der ÖVP, inzwischen vielfach zu den Neos und den Grünen abgewandert, sahen auf die Meidlinger wegen der charakteristischen Aussprache des L ein wenig schnöselhaft herab. Jetzt werfen sich indes nicht nur die Jubelperser der Jungen ÖVP und die Meidlinger Regimenter vor dem Vorstädter in den Staub. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2017)

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