Pizzicato

Das Geschwätz von gestern

„Wir gründen alles Mögliche, aber keine Partei“, sagte Peter Pilz, kurz bevor er eine Partei gründete.

Dass Politiker ihr eigenes „Geschwätz von gestern“ ignorieren, ist ja nichts Neues. Man denke an Wolfgang Schüssel, der als Nummer drei in Opposition gehen wollte, ehe er Bundeskanzler wurde. An Jörg Haider, der sich aus der Bundespolitik verabschiedete („Bin schon weg“), ehe er verkündete: „Bin wieder da.“ An Karl-Heinz Grasser, der keine teuren Abfangjäger kaufen wollte, ehe er die Eurofighter durchsetzte. Norbert Darabos sah die Wehrpflicht „in Stein gemeißelt“, kurz danach wollte er sie abschaffen. Für Werner Faymann war die Einführung der Erbschaftssteuer eine Bedingung für die Steuerreform, ehe er eine Steuerreform ohne Erbschaftssteuer umsetzte. Maria Vassilakou wollte zurücktreten, wenn die Grünen bei der Wiener Wahl verlieren, ehe sie trotz Verlusten blieb. Christian Kern wollte nicht akzeptieren, dass Wolfgang Brandstetter Vizekanzler wird, um sich Stunden später mit einem Vizekanzler Brandstetter abzufinden.

Was heißt das wohl für die Zukunft? Wird Sebastian Kurz die NGOs im Mittelmeer unterstützen? Wird Frank Stronach doch noch bei der Wahl antreten? Wird die SPÖ trotz gegenteiligem Parteitagsbeschluss mit der FPÖ koalieren? Wird Alexander Van der Bellen eine FPÖ-Regierung angeloben? Wir sind gespannt. (maf)

Reaktionen an: martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2017)

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