Pizzicato

Die Frau mit dem Stinkefinger

Der Präsident ist auf Reisen, und das ist mitunter, diplomatisch wie protokollarisch, eine heikle Angelegenheit – zumal in Asien.

George Herbert Walker Bush, familienintern „41“ genannt, war 1992 nach einem verlorenen Tennis-Doppel gegen Kaiser Akihito und Kronprinz Naruhito in Tokio so übel, dass er sich nach dem Fischverzehr beim Staatsbankett in den Schoß des Gastgebers, Japans Premier, Kichi Miyazawa, erbrach. Die japanisch-amerikanischen Beziehungen erlitten indes keinen nachhaltigen Schaden.

Donald Trump hängt der Ruf eines Elefanten im Porzellanladen an – und in Tokio wurde er seiner Reputation gerecht. Der Tycoon verweigerte dem Tenno die Ehrerbietung, die höfische Verbeugung. Und bei der Fütterung der Koi-Fische schüttete er gleich die ganze Packung in den Teich. Aber zumindest beim Staatsdinner blieb alles im Rahmen, selbst der Toast des abstinenten Präsidenten.

Den Jahrestag seiner Wahl verbringt er heute bei einem seiner neuen besten Freunde, bei Xi Jinping in Peking. Im Reich der Mitte, fern der Heimat, bleiben ihm Gesten erspart wie jüngst jener Stinkefinger, den ihm eine Radfahrerin angesichts des Präsidentenkonvois auf dem Weg zum Golfklub entgegenreckte. „Mein Blut kochte“, sagte Juli Briskman. Prompt verlor sie ihren Job. Hatte Trump sie erspäht und in Macho-Manier reagiert? „You're fired.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2017)

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