Der geläuterte Hardliner

(c) EPA (Paul Faith / Pool)
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Martin McGuiness, Ex-IRA-Kommandant von Derry, wurde zum Friedensstifter.

Kaum ein Politiker verkörpert die wechselhafte Geschichte Nordirlands so wie Martin McGuiness (62). Mit 21 Jahren hat er seinen Job in einem Schlachtbetrieb aufgegeben, um sich als Mitglied der „Provisional Irish Republican Army“ (IRA) dem Terrorkampf gegen die britische „Besatzungsmacht“ zu widmen.

Zwei Jahre lang war er IRA-Kommandant in seiner Heimatstadt Derry. Nach dem „Bloody Sunday“ im November 1972, als britische Soldaten 13 unbewaffnete Demonstranten in Derry erschossen, gehörte McGuiness zu den IRA-Vertretern, die zu ersten (erfolglosen) Friedensgesprächen nach London geflogen wurden. Danach, so beschwört McGuiness bis heute, habe er den bewaffneten Kampf aufgegeben. Doch laut Medienberichten soll er bis zu ihrer Auflösung 2005 IRA-Mitglied gewesen sein – also auch, als die IRA 1979 den Cousin der Königin, Lord Mountbatten, mit einer Bombe tötete.

1982 wurde McGuiness zum ersten Mal für Sinn Fein ins nordirische Abgeordnetenhaus gewählt. Nach dem Waffenstillstand 1994 wurde McGuiness, der zweimal wegen Waffenbesitzes im Gefängnis saß und jahrelang nicht nach England reisen durfte, zum Unterhändler für Sinn Fein. Seit 2007 ist er stellvertretender „First Minister“ (entspricht dem Ministerpräsidenten), anfangs unter dem protestantischen Hardliner Ian Paisley. jk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2012)

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