Der designierte Kabinettschef Denis McDonough soll die Regierung auf Linie bringen.
Als Barack Obama 2009 ins Weiße Haus einzog, wollte er es seinem Vorbild Abraham Lincoln gleichtun und ein Ministerkabinett als „Team von Rivalen“ aufstellen. Möglichst viele kontroversielle Meinungen wollte er sammeln, um bestmöglich informiert Entscheidungen zu treffen. Das war, wie die zaghafte und unvollendete Bankenreform ebenso wie das Zögern bei der Reform der Gesundheitsreform zeigt, ein Schuss in den Ofen. Zu oft rieb sich der „Obama-Clan“ am „Clinton-Clan“ oder am „Chicago-Clan“.
Denis McDonough, ein 43-jähriger Georgetown-Absolvent, langjähriger parlamentarischer Assistent von Obama und anderen Demokraten, soll das ändern. Der designierte Kabinettschef des Präsidenten soll die Regierung auf der Linie des Weißen Hauses halten und den Eindruck zerstreuen, dass es dem vor allem außenpolitisch unerfahrenen Präsidenten an Führungsstärke gebricht. Für diesen Vollstreckerjob scheint der in seiner Jugend als Footballspieler umschwärmte McDonough gut geeignet, ist er doch einer jener fast durchwegs männlichen Gefolgsleute Obamas, die ihm schon ab 2006 treu im Senat dienten und bisweilen abschätzig als „Buberlpartie“ bezeichnet werden. Zuletzt war er als stellvertretender nationaler Sicherheitsberater des Präsidenten für den Rückzug der US-Truppen aus dem Irak und Afghanistan verantwortlich. Und zwar, zum Ärger der Militärs, ziemlich in Eigenregie. „Wenn es um die nationale Sicherheit geht, ist Obamas innerer Kreis so eng, dass er großteils aus McDonough besteht“, schreibt Helene Cooper von der „New York Times“. GO
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2013)