Diplomat, Taktiker, Machtmensch: Kardinal Re leitet das Konklave

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Der 79-jährige Italiener gilt als Mann für heikle Aufgaben – auch in Österreich: 2004 war er für Kurt Krenns Ablöse verantwortlich.

Rom/Wien/Pri. Es gibt wenige Männer im Vatikan, die der Vorstellung vom mächtigen, geheimnisvollen Kardinal so sehr entsprechen wie dieser Giovanni Battista Re: Der 79-jährige Italiener, geboren 1934 in der Nähe von Brescia, verbrachte den Großteil seines Lebens in Rom, bekleidete höchste kirchliche Ämter und war immer dann besonders gefragt, wenn es wichtige Entscheidungen zu treffen oder heikle Situationen zu lösen galt.

Dieses Mal ist es nicht anders: Als dienstältester und damit ranghöchster unter den wahlberechtigten Kardinälen wird Re nach dem Rücktritt des Papstes das Konklave leiten. Es gibt leichtere Aufgaben als diese – allerdings auch weniger einflussreiche. Und Re scheint dafür bestens geeignet. Er gilt als erfahrener Diplomat, als Netzwerker und Taktiker, als fleißig, intelligent – und konsequent, wie man in Österreich weiß: In seiner Funktion als Präfekt der Bischofskongregation legte Re 2004 dem umstrittenen St. Pöltener Diözesanbischof Kurt Krenn den Rücktritt sehr, sehr eindringlich nahe – „aus gesundheitlichen Gründen“, wie es offiziell hieß. Krenn entsprach diesem Wunsch, man könnte auch sagen: Er hatte keine andere Wahl.

Nach dem Tod von Johannes Paul II. im darauffolgenden Jahr zählte Re zum engsten Nachfolgerkreis. Milde lächelnd hatte er über Jahre hinweg seine Machtposition ausgebaut, etwa als zweiter Mann im Staatssekretariat hinter Angelo Sodano. Doch dann wurde Joseph Ratzinger Pontifex – und bestätigte Re in all seinen Ämtern (erst 2010 nahm er sein Rücktrittsgesuch an). Dass der Italiener dieses Mal Papst wird, gilt angesichts seines Alters als unwahrscheinlich. Dass er entscheidend mitzureden hat, allerdings nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)

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