Ein Teenager bietet der KP die Stirn

(c) APA/EPA/ALEX HOFFORD
  • Drucken

Der erst 17-jährige Student Joshua Wong führt die Proteste gegen Peking an.

Hongkong. Er ist erst 17 Jahre alt – und sieht jünger aus. Seine Rolle als Anführer der Pro-Demokratie-Aktivisten übt Joshua Wong aber dennoch exzellent aus: Ermattet von der Blockadenacht reiben sich seine älteren Kommilitonen noch müde die Augen. Wong hingegen macht sich bereits in den frühen Morgenstunden mit drei Freunden auf dem Weg ins Hongkonger Regierungsviertel.

Dort soll um Punkt acht Uhr anlässlich des chinesischen Nationalfeiertags sowohl die Flagge der Volksrepublik als auch die der Sonderverwaltungszone feierlich gehisst werden. Regierungschef Leung Chun-ying ist anwesend und hat zahlreiche Parteikader aus Peking zu Besuch. Demonstrativ wendet Wong dem Zeremoniell den Rücken zu und hält schweigend die Hände gekreuzt über den Kopf. Über soziale Medien und die anwesenden TV-Kameras geht binnen Sekunden dieses Bild um die Welt. Spätestens mit dieser Aktion wurde der schmächtige Student mit modischer Hornbrille zum Gesicht der Demokratiebewegung.

Der Sohn christlicher Eltern hat bereits mit 14 von sich reden gemacht. Er hat mit einem Freund die Schülerinitiative „Scholarism“ gegründet. Sie wendete sich gegen die Pläne der Hongkonger Regierung, an Schulen künftig mehr „patriotische Erziehung“ zu betreiben. Zahlreiche andere Initiativen schlossen sich dem Protest an. Gemeinsam mobilisierten sie im Sommer 2012 eine Demonstration mit über 100.000 Teilnehmern – der Beginn der heutigen Demokratiebewegung.

Ein Wochenende im Gefängnis

Bei der Demonstration am Freitag war Wong einer der insgesamt 76 Festgenommen. Er hatte versucht, den Hauptsitz der Stadtregierung zu besetzen. Erst am Sonntagabend kam er wieder frei.

Seiner Popularität tat der Gefängnisaufenthalt keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als er sich am Montag nach einer kurzen Dusche zu Hause wieder auf den Weg zur Protestblockade ins Finanzviertel machte, nahm ihn ein Taxifahrer kostenlos mit. (lee)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Anti-Occupy Central protesters wearing masks approach barricades, set up by pro-democracy protesters, before being stopped by the police in Hong Kong
Außenpolitik

Hongkong: Vermummte gehen auf Demonstranten los

"Sie zerstören Medikamente und Vorratslager", klagt eine Aktivistin. Haben die Angreifer Beziehungen zu den Triaden genannten Unterweltbanden?
Außenpolitik

Hongkong: Protestaufruf nach Absage der Gespräche

In der Nacht auf Freitag ist es zu keinen weiteren Studenten-Protesten in Hongkong gekommen. Allerdings sei eine Demonstration für Freitagabend geplant.
Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying (li.) soll zurücktreten, fordern die Demonstranten. Rechts im Bild Leungs Vorgänger Tung Chee-hwa.
Außenpolitik

Regierung in Hongkong sagt Dialog mit Studenten ab

Die Proteste für mehr Demokratie könnten dadurch wieder an Stärke zulegen. Hongkongs Regierungschef muss nun auch mit Korruptionsvorwürfen kämpfen.
Pro-democracy protester sleeps on a bed as hundreds block Nathan Road at Hong Kong´s Mongkok shopping district
Außenpolitik

Wie Hongkong die KP schwächt

Das Ende der Hongkonger Proteste ist zwar ein Etappensieg für Peking. Doch in den Städten und in Taiwan haben sie ihre Spuren hinterlassen.
An umbrella and a security helmet is seen on a main road at the Mong Kok shopping district in Hong Kong
Außenpolitik

Hongkong: Studenten und Regierung einig über Verhandlungen

Die Gespräche sollen "so schnell wie möglich" beginnen, hieß es am Montag. Zuvor hatten sich chinesische Intellektuelle hinter die Pro-Demokratie-Bewegung gestellt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.